Frieden sichern - Konflikte begrenzen - (Neue) Friedensordnung in Europa
19. Jun 2023
Anlässlich des ÖKT hatte pax christi drei Referenten zum Thema „Frieden sichern - Konflikte begrenzen – (Neue) Friedensordnung in Europa“ in die Marienkirche zum Austausch eingeladen.
Katja Keul, MdB, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Mitglied beim Bündnis 90/ Die Grünen, wies zunächst darauf hin, dass sich die Grünen bereits vor dem Krieg in vielen Gesprächen engagiert hatten, um eine Eskalation zu verhindern. Nach Ausbruch des Krieges gegen die Ukraine sei die unbedingte Orientierung an die UN-Charta die Maxime Grüner Argumentation und Handelns. Keul hielt es für notwendig, das dort in Artikel 51 festgeschriebene Recht auf Selbstverteidigung durch Unterstützung des angegriffenen Staates -auch durch Waffenlieferungen umzusetzen.
Der betroffenen Bevölkerung zur Seite zu stehen, das unterstützte auch Dr. Christine Schweitzer, Geschäftsführerin vom Bund für soziale Verteidigung. Sie betonte, dass dieser Krieg nur durch Verhandlungen zu beenden sei; Verhandlungen, die aber bereits jetzt vorbereitet werden müssten. Dabei bedauerte sie, dass derzeit auf beiden Seiten militärische Aufrüstung an erster Stelle stehe. Unterbelichtet bleibe dabei die Frage nach der Weltuntergangsuhr, d.h. die Gefahr eines Atomeinsatzes. Aus der Geschichte sei bekannt, dass diese Gefahr schon einige Male bestanden habe. Darum lautete ihre Hauptfrage, wie die Spirale der Aufrüstung verlassen werden könne, bevor die Welt auf den Abgrund zugehe.
Auch Klaus Hagedorn, Geistlicher Beirat der Dt. Sektion von pax christi, machte deutlich, dass dieser Krieg nicht auf dem Schlachtfeld zu gewinnen sei. Die pax christi Position „Wer Frieden will, muss Frieden vorbereiten.“ beinhalte, dass persönliche Kontakte zur russischen Bevölkerung möglichst gehalten, zumindest aber neu vorbereitet werden müssen. Um Hilfe beim Aufbau sozialer Strukturen nach dem Krieg zu ermöglichen, müssten bereits jetzt Friedensfachkräfte ausgebildet werden. Zudem plädierte er eindringlich dafür, dass Desertion aus beiden Ländern in Deutschland als Asylgrund anerkannt werde. Aktive Gewaltfreiheit, die die Würde des Menschen an die erste Stelle stellt, die aber nicht bedeute, Aggressionen einfach hinzunehmen, werde von pax christi als Option abverlangt.
Die drei Referenten waren sich über die Notwendigkeiten von Verhandlungen einig, unklar blieb, was genau verhandelt werden könne.
In drei Kleingruppen tauschten sich im Anschluss die ca. 80 Zuhörer durchaus lebhaft mit den Rednern aus. Positionen wurden deutlich, weil ein gegenseitiges Zuhören möglich war.